Feuerdrama in der Schanze: Brandstiftung am Schulterblatt

Hamburger Morgenpost November 2013

Von Geli Tangermann, Rüdiger Gärtner und Patrick Sun

 

Großeinsatz in der Schanze.

Die Feuerwehr musste in der Nacht zu Sonntag mehrere Menschen aus einem brennenden Haus an der Straße Schulterblatt retten.
Foto: RUEGA

Meterhoch loderten die Flammen aus dem Dach, viele Bewohner konnten nur noch über Drehleitern aus den Wohnungen gerettet werden. Darunter auch das Ehepaar Hansen und ihr Papagei Jako. In der Nacht zum Sonntag ist in ihrem Wohnhaus am Schulterblatt Feuer ausgebrochen – vieles deutet auf Brandstiftung hin.


Sie lagen bereits im Bett und schliefen, als der Feuermelder losging. "Als wir merkten, dass wir nicht durchs Treppenhaus rauskönnen, gerieten wir in Panik", sagt Edith Hansen und schaut fassungslos auf die Fassade des Hauses, in dem sie nun schon seit 41 Jahren lebt. Scheiben sind eingeschlagen, die weiße Fassade ist stellenweise schwarz vom Ruß.


Es ist kurz nach Mitternacht, als Fußgänger im Hinterhof des Gebäudes einen brennenden Mülleimer entdecken und die Feuerwehr rufen. Als die Löschwagen eintreffen, ist der Brand bereits auf das Wohnhaus übergegangen, hat sich rasend schnell durch die alten Holzbalkendecken bis ins Dachgeschoss gefressen.


Das sechsgeschossige Haus ist nach Angaben der Feuerwehr erst vor Kurzem energetisch saniert worden. Die Styroporplatten an der Fassade seien ein Grund dafür, dass das Feuer sich so schnell bis zum Dach ausbreiten konnte, sagt ein Sprecher. Die Situation sei für die Mieter extrem gefährlich gewesen.


Das Haus wird evakuiert, 75 Einsatzkräfte sind mit zahlreichen Rettungswagen vor Ort. Die Feuerwehr rettet neben den Hansens auch eine Frau mit ihrem Baby aus den Flammen. Acht Bewohner erleiden eine Rauchvergiftung, ernsthaft verletzt wird zum Glück niemand.
"Wir sind froh, dass auch Jako alles überstanden hat", sagt Edith Hansen. Der Papagei habe sich bei der Rettung zunächst gewehrt, er möge keine Fremden. Zusammen mit ihrem Mann Horst (74) wurde Edith Hansen vom Bezirk in einem Hotel untergebracht.
 
"Das Haus ist komplett unbewohnbar, in den Wohnungen ist alles schwarz", sagt ein Mitarbeiter der zuständigen Hausverwaltung gegenüber MOPO.de. Es werde wohl dauern, bis die Mieter in ihre Wohnungen zurückkehren können. Auch Hussain Munawar, Chef des "Grill of Arabia" im Erdgeschoss, ist noch immer schockiert. "Ich hatte große Angst, dass alles verloren geht", sagt er – im Endeffekt ist sein Laden am wenigsten zerstört worden.


Brandexperten des Landeskriminalamtes prüfen nun, ob Brandstifter am Werk waren. Vieles deutet darauf hin. "Nach bisherigen Einschätzungen hat es mehrere Brandherde gegeben", sagt der Hausverwalter.